Ich habe die Bedingungen der Teilnahme gelesen und erkläre mich mit Ihnen bereit.

Der Eintritt ist freiwillig! Wir freuen uns über Ihre Unterstützung!

festliches Menü freiwilliger Eintritt

Du bist wie eine Blume

Dienstag
22. Juni
20:00
Palmensaal Neuer Garten

Der Live-Stream zum Nachschauen

Klavierpoetische Blütenlese mit Werken von Friedrich Wilhelm Rust, Ludwig van Beethoven, Nils Wilhelm Gade, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert & Clara Schumann u.a.

Vom Märzveilchen bis zur letzten Rose des Sommers wird durchgeblüht im pianistischen Salongarten, den ein exzellenter Kenner historischer Hammerflügel für Sie aufschließt. Lieder ohne Worte singt das Klavier in allen Variationen und in Clara Schumanns Bearbeitungen von Liedern Roberts lebt 30 Jahre später ihr zärtlich-wilder Liebesfrühling wieder auf.

Das Konzert wurde vorab aufgezeichnet. Christoph Hammer wird das Konzert im Zoom-Chat live kommentieren und Fragen beantworten.

Besuchen Sie auch unsere virtuelle Künstlerkneipe »Zur Goldenen Palme« für einen gemütlichen Ausklang und Gespräche mit den Künstlern, gleich im Anschluss an das Live-Interview.

Mitwirkende

Christoph Hammer, Hammerflügel von Conrad Graf, Wien, um 1830 (Sammlung Edwin Beunk)

Programm

Friedrich Wilhelm Rust (1739-1796)
Zwölf Veränderungen über das Lied »Blühe, liebes Veilchen« (1794)

Christoph Rheineck (1748-1797)
Romance G-Dur aus: Neue Blumenlese für Klavierliebhaber (1784)

Friedrich Kalkbrenner (1785-1849)
Dixième Fantaisie sur un Air Irlandais op. 50  (1821)

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Fantaisie sur une Chanson Irlandaise »The last rose of summer« e-moll (1827)

Nils Gade (1817-1890)
Frühlingsblumen op. 2b (1840)
1. Allegretto
2. Andante
3. Allegretto

Robert Schumann (1810-1856)
Blumenstück Des-Dur op. 19 (1839)

Clara Schumann (1819-1896)
Aus: 30 Mélodies de Robert Schumann transcrites pour piano par Clara Schumann
Du bist wie eine Blume
Die Lotusblume
Mondnacht

< Download Gesangstexte (PDF)

Blühe, liebes Veilchen

Blumen spielen in der Geschichte der Musik nicht nur in Form der Vertonung von Liedtexten eine bedeutende Rolle, sondern auch als Titel von Einzelwerken und Sammlungen, als musikalische Widmung und Geste an nahestende Menschen und symbolisch als bunter Strauß von kleinen, feinen Stücken zur Unterhaltung. Ausgehend von Frescobaldis berühmter Sammlung Fiori musicali von 1635 wurden zahllose Musikdrucke unter dem Titel von »Blumen-Büschlein«, »Blumen Strauss«, »Bouquet de mélodies« oder ähnlichen bildhaften Bezeichnungen veröffentlicht. Besonders in der Romantik entstanden dann zudem viele kleine Musikstücke im Sinne eines musikalischen Aquarells oder eines musikalischen Albumblattes, die konkret die Inspiration von beziehungsweise die Assoziation zu Blumen im Titel tragen. Das heutige Programm möchte hier einen kleinen Einblick in die Zeit der ausgehenden Klassik und des frühen romantischen Salons geben mit einem individuellen Strauß an Charakterstücken für den Hammerflügel, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das zentrale neue Ausdrucksmittel für die Intimität und den Farbenreichtum musikalischer Komposition wurde.

Friedrich Wilhelm Rust zählt – wenngleich heute fast unbekannt – zu den bedeutendsten Vertretern der musikalischen Empfindsamkeit. Als Schüler von Wilhelm Friedemann Bach, dessen Bruder Carl Philipp und auch von Franz Benda entwickelte er die Residenzstadt Dessau zu einem bedeutenden Musenhof und zog die Bewunderung unter anderem von Goethe auf sich. Die meisten seiner Werke sind als Manuskripte in der Berliner Staatsbibliothek erhalten, so auch die XII Variazioni in A sopra la Conzonetta: Blühe liebes Veilchen, die er im Dezember 1794 schrieb. Grundlage für das Variationenwerk ist ein Lied von C.A. Overbeck, das 1778 unter dem Titel »Der Knabe und ein Veilchen« im Vossischen Musen-Almanach in der melodischen Vertonung von J.A.P. Schulz erschienen war: »Blühe, liebes Veilchen,/ Das ich selbst erzog,/ Blühe noch ein Weilchen,/ Werde schöner noch!/ Weißt du, was ich denke?/ Lotten zum Geschenke/ Pflück ich nächstens dich,/ Blümchen, freue dich!«

Von 1782 bis 1787 gab der Verleger H.P. Boßler in Speyer eine musikalische Wochenschrift heraus, die den Titel Blumenlese für Klavierliebhaber trug und neben kleinen Klavierstücken und Kammermusikwerken auch Lieder enthielt. Vor allem Werke süddeutscher Komponisten wie Rosetti, Schmittbauer und Möller wurden hier veröffentlicht. Regelmäßig erschienen hier auch Beiträge von Christoph Rheineck, der in Memmingen als Kaufmann, Gastwirt und angesehener Musiker wirkte und von Schubart als einer der »größten musikalischen Dilettanten in Teutschland« bezeichnet wurde (was damals keineswegs despektierlich, sondern im Sinne von »Amateur« im Unterschied zum Profimusiker gemeint war). Die Romance in G-Dur war offenbar eines der Lieblingsstücke Rheinecks, da sie neben dem Druck in der Blumenlese auch als zweiter Satz in einer 4-händigen Sonate sowie als Mittelsatz eines Cembalokonzertes auftaucht.

»The last rose of summer« wurde zu einem Evergreen der Musikgeschichte, nachdem Thomas Moore 1805, inspiriert von einer Rose, das gleichnamige Gedicht in Irland geschrieben hatte und es 1813 mit der Melodie eines alten traditionellen Volksliedes gedruckt wurde. Bereits Beethoven nutzte die Melodie gleich zweimal in seinen Irish Songs WoO 153 und in den Variationen op. 105. Im Jahr 1821 dann schrieb Friedrich Kalkbrenner seine »Dixième Fantaisie pour le Piano-Forte sur un Air Irlandais« op. 50 auf das populäre Thema, und schließlich reiht sich auch Felix Mendelssohn Bartholdy1827 mit seiner Fantasie op. 15 in die Reihe der Komponisten ein, die das berühmte Lied aufgreifen.

Nils Gade, der früh von Mendelssohn gefördert wurde und in engem Freundschaftsverhältnis zu Robert und Clara Schumann stand, veröffentlichte 1840 eine kleine Sammlung von Klavierstücken als op. 2b unter dem Titel »Frühlingsblumen« und steht damit beispielhaft für die romantische Idee des idyllischen Charakterstücks.

Dies gilt auch für Robert Schumanns Beitrag zu dem Genre: »… ein Blumenstück und Arabeske, die aber wenig bedeuten wollen; die Titel besagen es aber ja auch, und ich bin ganz unschuldig, daß die Stengel und Linien so zart und schwächlich«. Dies schreibt Robert Schumann über sein op. 18 und op. 19, die 1838/39 in Wien – inspiriert von Jean Paul – entstanden und die er meist als »Stücke für Damen« bezeichnete. Er widmete beide Stücke Friederike Serre, einer guten Freundin, die einen literarisch-künstlerischen Salon auf ihrem Gut betrieb.

Im Jahr 1873 – also knapp 20 Jahre nach dem Tod Robert Schumanns – erschien im Pariser Verlag Durand eine Sammlung von 30 Mélodies de Robert Schumann transcrites pour piano. Diese Zusammenstellung von bekannten Originalliedern wurde von Clara Schumann für das Klavier alleine übertragen. Sie schuf damit also quasi »Lieder ohne Worte«, bei denen innerlich dennoch die wohlbekannten Texte mitschwingen und eine Reverenz an Robert darstellen.

Christoph Hammer

 

Christoph Hammer, Hammerflügel

Geboren 1966, zählt Christoph Hammer international zu den profiliertesten und vielseitigsten Musikern im Bereich der historischen Aufführungspraxis. Seit 1996 realisierte er als Leiter des Barockorchesters Neue Hofkapelle München zahlreiche Aufnahmen und Ersteinspielungen. Zudem wirkte er als gefragter Operndirigent an internationalen Theatern. Für seine vielfältige Tätigkeit im Bereich der Alten Musik erhielt er 2002 den Kulturförderpreis des Freistaats Bayern, 2004 den Anerkennungspreis der Bayerischen Volksstiftung. 2003 begründete er als künstlerischer Leiter das Festival Residenzwoche München. Auch als Solist, Liedbegleiter und Kammermusiker am Hammerflügel und Cembalo genießt er einen internationalen Ruf. Er konzertierte mit namhaften Barockorchestern ebenso wie mit modernen Orchestern, Ensembles und Solisten. Neben etabliertem Konzertrepertoire widmet sich Hammer vor allem auch der Wiederbelebung weniger bekannter Komponisten und der Erforschung und Edition ihrer Werke und veröffentlichte mehr als 40 CDs mit Ersteinspielungen von Barock bis Romantik. Er unterrichtete Meisterklassen u.a. an der Juilliard School of Music, der Yale University und am Tschaikowsky-Konservatorium Moskau und war Gast bei den bedeutendsten Internationalen Festivals für Alte Musik. 2009-18 unterrichtete er als Professor für historische Tasteninstrumente an der University of North Texas, USA. Seit 2013 ist er am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg Professor für historische Tasteninstrumente und Kammermusik und wurde 2018 in die Leitung des Instituts berufen.

zum Kalender
Digitale Musikfestspiele - Sponsoren & Partner